Welche Möglichkeiten gibt es, um Mehrweg zu verwalten?
In nahezu jedem Unternehmen gibt es Mehrweg-Objekte. Zunächst kommen einem dabei die klassischen logistischen Objekte wie Paletten, Behälter und Gitterboxen in den Sinn. Darüber hinaus existieren diverse weitere Objekte, von individuellen Gestellen, über Sonder-Ladungsträger bis hin zu Wechselbrücken. Und auch abseits der Logistik findet sich Mehrweg, z.B. in Form von Essensverpackungen, Müllcontainern oder Getränkekisten. Aufgrund dieser Vielzahl sehr unterschiedlicher Objekte sprechen wir immer von „Mehrweg-Objekten“ anstelle von Ladungsträgern, Packmitteln, Transporthilfsmitteln usw.
Unabhängig davon, welcher Typ bzw. welche Kombination von Mehrweg-Objekten in einem Unternehmen vorkommt, stellt sich immer auch die Frage nach dem Management, also wie sorge ich dafür, dass mein vorhandenes Mehrweg möglichst wirtschaftlich eingesetzt wird. Wirtschaftlich bedeutet hierbei, dass sowohl die Kapitalkosten (Bestand und Nachkauf) als auch die Personalkosten (Dokumentation und Abstimmung) möglichst geringgehalten werden. In der Diskussion stellen wir immer wieder fest, dass häufig Methoden und Technologien wild durcheinandergeworfen werden. Daher gehen wir in diesem Blogbeitrag zunächst auf die grundlegenden Methoden für das Management von Mehrweg ein, bevor in einem zweiten Teil die Technologien und welche von ihnen zu welcher Methode passen, näher betrachtet werden.
Methode 1: Keine Methode
Die erste Methode ist eigentlich keine Methode, sondern steht für den gänzlichen Verzicht auf das Management von Mehrweg-Objekten. Noch immer gönnen sich viele Unternehmen, insbesondere im Umfeld der Produktion, diesen Luxus. Dies geht so weit, dass Unternehmen Europaletten einfach als Verpackungskosten abschreiben. Auch wenn der Preis von aktuell etwa 11,70 Euro (siehe Pacurion News) im Verhältnis zu den mehreren Tausend Euro Warenwert gering ist, bietet sich hier eine sehr gute Gelegenheit Geld sofort einzusparen, indem auf eine der nachfolgenden Methoden gewechselt wird. Zudem ist diese „Methode“ in Zeiten von Klimakrise und Ressourcenmangel sicherlich zu hinterfragen.
Methode 2: Pfand
Die wahrscheinlich am weitesten verbreitete Methode für das Management von Mehrweg ist das Pfand. Sie findet sowohl zwischen Unternehmen als auch im B2C Anwendung und besticht durch ihre Einfachheit und Dezentralität. Wenn jemand mein Mehrweg-Objekt bekommt, zahlt sie oder er ein Pfand und erhält dieses, teilweise um eine Nutzungsgebühr reduziert, bei der Rückgabe zurück.
Jeder von uns nutzt diese Methode für Getränkeflaschen im privaten Bereich und auch viele neue Konzepte im Bereich der Mehrweg-Essensverpackungen setzen hierauf. Leider hat sie in der Praxis zwei entscheidende Nachteile, die gerne übersehen werden:
- im B2B funktioniert sie nicht ohne Buchung
- zeitliche Komponente wird vernachlässigt
Pfand funktioniert dort dezentral, wo die Zahlung direkt bei der Übergabe bzw. die Auszahlung bei der Rückgabe erfolgen kann. Dies ist im B2C der Fall, da die Zahlungen hier an den Supermarktkassen abgewickelt werden. Im B2B hingegen muss man zunächst die Übergänge zwischen Unternehmen dokumentieren und diese dann zur Pfandabrechnung an die Buchhaltung geben. Dadurch wird eine Buchung (= Methode 3) und zusätzlich noch einen Abrechnungsprozess benötigt.
Der zweite Nachteil hat mit dem Preismodell Pfand zu tun. Dieses berücksichtigt nicht die zeitliche Komponente, d.h. es macht keinen Unterschied, ob ich das Mehrwegweg-Objekt drei Tage, drei Wochen oder drei Monate behalte. Dies führt einer deutlich höheren Kapitalbindung, da sich das Leergut häufig so lange sammelt, bis es manuell zurückgefordert oder der Lagerplatz zu voll wird. Ein Effekt den man bspw. auch bei Bierkästen im Sommer gut beobachten kann. Das Mehrweg wird somit nicht wirtschaftlich eingesetzt und man benötigt deutlich mehr Objekte, also mehr Kapitalbindung als eigentlich notwendig.
Methode 3: Mengenbuchung
Bei der Mengenbuchung werden Mehrweg-Objekte als Resultat einer Zählung als Mengen gebucht. Hierdurch kann man sehr einfach große Mengen buchen, da nur eine Zahl eingetragen wird. Dadurch ist diese Methode jedoch fehleranfällig (aus einer 3 wird schnell eine 8) und Kennzahlen wie Umlaufgeschwindigkeit oder Schwundquoten sind nur abschätzbar. Der Vorteil ist die einfache Buchung, die auch über Schnittstellen zu anderen Systemen, z.B. Lagerverwaltungssystem (WMS) oder Transportmanagementsystem (TMS) erfolgen kann. Bei Mehrweg-Objekten aus offenen Pools, z.B. Europaletten oder Gitterboxen, bleibt nur diese Methode, da man nie dieselben Objekte zurückerhält, die man abgegeben hat.
Methode 4: Track & Trace
Anders als bei der vorherigen Methode werden beim Track & Trace die Mehrweg-Objekte eindeutig gekennzeichnet. Hierzu kommt meist ein 1D- oder 2D-Barcode zum Einsatz. Dadurch kann mittels Scan dem Objekt ein Zustand zugeordnet werden und die Objekte mit weiteren Artikeln verknüpft werden, wodurch der Ladungsträger zum Informationsträger wird. Ein Zustand kann darüber hinaus auch zeitbasiert gesetzt werden, also bspw. für die jährliche Prüfung oder Reinigungsintervalle. Alle Zustände und Scans werden in die digitale Akte geschrieben, so dass für jedes einzelne Objekt dessen Historie lückenlos nachvollziehbar ist.
Zudem können die Ladungsträger virtuell auf Kunden und Lieferanten gebucht werden, ohne dass diese scannen müssen. Wenn später die wieder ins eigene Unternehmen zurückkommenden Objekte gescannt werden, lässt sich so automatisch die Umlaufzeit je Partner messen. Dies kann man dann nutzen um automatische Benachrichtigungen („Sie halten dieses Objekt bereits 14 Tage, bitte zurückschicken“) oder dynamische Mietpreismodelle zu realisieren.
Methode 5: IoT
Bei der fünften Methode wird ein IoT-Tracker am Mehrweg-Objekt angebracht. Dadurch entfällt der Scan und das Objekt kann sich selber melden. Dabei wird neben der eindeutigen Nummer auch der aktuelle Standort sowie weitere Daten, z.B. Bewegungsprofil oder Temperatur, übertragen. Diese Übertragung erfolgt in der Regel in Datenpaketen, d.h. die Aufzeichnungen der letzten Minuten oder Stunden werden in einem Event zusammengeführt und übertragen, um Energie zu sparen. Nachteilig an dieser Methode ist der hohe Preis pro IoT-Tracker. Dieser liegt zusammen mit der Nutzungsgebühr für das Mobilfunknetz bei 3-4 Euro pro Monat.
Welche Methode nehme ich nun wann?
Abschließend stellt sich natürlich die Frage, welche Methode wann zum Einsatz kommen sollte. Zunächst einmal gibt es Mehrweg-Objekte in offenen Pools, die nicht (wirtschaftlich) veränderbar sind, da man nie die gleichen Objekte zurückerhält. Hier ist man also darauf angewiesen, dass der Poolbetreiber einen Barcode oder sogar IoT anbringt. Ist dies nicht der Fall ist hier aus ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten die Mengenbuchung zu empfehlen. Aus den Umsetzungen bei unseren Kunden haben wir gelernt, dass häufig der Wert des Mehrweg-Objekts ein guter Indikator für die Wahl der Methode ist:
- 0 bis 30 Euro: Mengenbuchung
- 30 bis 500 Euro: Track & Trace
- Ab 500 Euro: IoT
Dies sind nur grobe Richtwerte, die je nach Use Case auch variieren können. So spielt neben dem Wert der Objekte auch der Wert der transportierten Artikel eine wichtige Rolle. Es kann bspw. im Pharmabereich auch bei einem niedrigen Wert des Objekts sinnvoll sein, einen IoT-Tracker mit Temperatursensor einzusetzen. Nachdem in diesem Blogbeitrag ein ausführlicher Blick auf die Methoden zum Management von Mehrweg geworfen wurde, wird es im nächsten Beitrag um verschiedene Technologien gehen und wie diese zu den einzelnen Methoden passen.
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